Während die Auswirkungen der Umweltzerstörung immer deutlicher werden – weil sie nun auch den globalen Norden treffen – versucht das Kapital sich grün anzumalen und die „Klimakrise“ zu nutzen, um neue (Absatz-) Märkte zu erschließen. Die ganze neue Elektro-Technologie und „alternative“ Energie dient jedoch nicht nur dazu, dem Konsumenten ein besseres Gewissen zu verkaufen, wenn er oder sie bespw. ein neues E-Auto kauft oder auf Windenergie umsteigt, sondern, die Technologisierung und Digitalisierung, die jetzt als Lösung der „Klimakrise“ von Politikern bis Aktivisten propagiert wird, dient dazu die „Kapitalströme“ (u.a. Daten- und Geldflüsse) zu optimieren – dies durch den Ausbau von Infrastruktur (Glasfasern, 5G-Antennen, neuen Satelliten,…). Während Kapitalisten, Staaten und Konzerne davon profitieren, vergrößert es die ökonomischen Unterschiede zwischen Reich und Arm und verstärkt die Ausbeutung des globalen Süden durch den globalen Norden. Unternehmen wie Amazon, Google, Facebook und Co., deren Macht nur durch die Digitalisierung des Kapitalismus möglich wurde, machen mehrere hundert Milliarden Umsatz, während die Arbeiter zu prekären Verhältnissen arbeiten müssen. Im globalen Süden werden nicht nur die Rohstoffe für alle möglichen Elektrogeräte unter miserablen Zuständen abgebaut, sondern der ganze Elektromüll aus dem globalen Norden landet wieder dort, so entstand bspw. in Agbogbloshie (Accra/Ghana) eine riesengroße Mülldeponie.

Ein Dreh- und Angelpunkt des neuen, digitalen Kapitalismus (oder auch Plattform Kapitalismus) ist das Internet. Wie bereits andere industrielle Technologien hat auch das Internet eine „militärische Vergangenheit“. So entwickelt sich das Internet maßgeblich aus einer militärischen Strategie ein Netzwerk herzustellen, um die militärische Infrastruktur einerseits effektiver zu machen und andererseits, um bei Angriffen weiter funktionieren zu können. Letzteres ist der Grund warum das Netz nicht hierarchisch angelegt wurde, denn das Computersystem soll bei einer Störung oder Ausfall, selbstständig alternative Datenverbindungen aufbauen. Wie Kolonisierung und industrielle Kriege ohne Dampfschiff und Schienenverkehr nicht möglich gewesen wäre, so wurde das Internet wesentlich für (post-) koloniale und militärische Projekte. Die Herrschaft von Staat und Kapital setzte also seine Unterwerfung der Welt fort, nun mit digitalen Mitteln. Und damit das System weiter und immer „lückenloser“ funktionieren kann, wird das digitale Netz ausgebaut.

Im digitale Kapitalismus geht es nicht primär um materielle Güter (auch nicht Geld), sondern viel mehr um, sagen wir, „virtuelle Güter“, wie Daten und Metadaten. Dafür brauch es ein immer schnelleres und flächendeckendes digitales Netz, welche durch Antennen, Satelliten, Kabel, Strom, Rechenzentren, Serveranlagen garantiert werden soll, um Daten optimal zu ermitteln und zu übermitteln. Das Projekt „Starlink“ von dem US-amerikanischen Raumfahrt und Telekommunikationsunternehmen SpaceX, hat bereits 1 700 Satelliten (bis 2027 sollen es 12 000 sein) in den Erdorbit geschickt. Damit soll ein flächendeckender Internetzugang aufgebaut werden. Gerade für die plattform-kapitalistischen Konzerne ist ein schneller und flächendeckender Internetzugang von großer Bedeutung. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die beiden reichsten Menschen der Erde, Elon Musk (SpaceX) und Jeff Bezos (Blue Origin), sich einen Konkurrenzkampf im Weltall bieten. Davor versuchte bereits Mark Zuckerberg mit Hilfe von Satelliten und der Initiative internet.org (eine Partnerschaft zwischen Facebook und mehreren IT-Konzernen) ein breiteres digitales Netz (in Afrika und Asien) auszubauen, welches jedoch scheiterte.

Die Herrschaft von Staat und Kapital – und mit ihm seine Protagonisten und Profiteure – hat schon längst seinen Arm nach dem Weltall gestreckt. Das Unternehmen von Elon Musk, SpaceX, wirbt ganz offen damit, dass ihr langfristiges Ziel die Kolonisierung anderer Planeten ist, um dort mögliche Rohstoffe abzubauen und Menschen anzusiedeln. Nur gewisse Menschen, diejenigen mit viel Geld und Macht. Und hier wird der Kolonialismus fortgeführt, indem das Machtverhältnis zwischen Zentrum und Peripherie weiterbesteht… Die „Klimakrise“ ist immer nur die „Krise“ des Kapitals, da die Akkumulation von Kapital durch die Begrenztheit von Rohstoffen und Materialien limitiert wird. Es ist daher nur ein logischer Schritt, dass der Kapitalismus nicht nur neue Märkte durch „Klimaneutralität“ schafft (Co2 frei Produkte, Produktion, etc.), sondern auch Märkte fernab der Erde. Und während die Erde voll mit Müll ist, ist auch die Umlaufbahn der Erde bereits völlig zugemüllt.

Das grundlegende Problem der Umweltzerstörung ist die Logik des kapitalistischen Fortschritt. Deshalb wird man nur gegen Windmühlen kämpfen, wenn man denkt, dass das „Klima“ am politischen Tisch diskutiert werden muss. Die Verwaltung der „Klimakrise“ dem Staat (oder auch Markt) zu überlassen führt lediglich zu mehr Macht für die Herrschaft. Also gehen wir entgegengesetzte Schritte.