10 Jahre Abschiebezentrum am Findel

Vor zehn Jahren wurden die Unerwünschten von dem Gefängnis in Schrassig, in das Gefängnis am Findel verlegt. Im Jahr 2011 öffnete das erste Abschiebungszentrum in Luxemburg, welches sogenannte illegale Migranten, die sich entweder „unberechtigt“ im Land aufhalten oder deren Asylantrag abgelehnt wurde, einsperrt, bevor sie in das jeweilige Land abgeschoben werden. Das „Verbrechen“ dieser dort eingesperrten Menschen ist es, dass sie sich nicht an die Gesetze der kapitalistischen Logik von Migration, gehalten haben.

“Die Freiheit im Kapitalismus kommt schnell an Grenzen und zwar dort wo man nicht die gültigen Papiere hat.”

Tatsächlich macht der Kapitalismus überall auf der Welt ein falsches Versprechen der Freiheit. Er bringt Menschen dazu, oft verbunden mit großem Risiko, auf die Reise zu gehen, um beispielsweise Reichtum oder eine bessere Existenz zu finden. Hinter dem Versprechen versteckt sich die kapitalistische Logik, die Verwertung von Menschen – als aller erstes die Unterscheidung zwischen den „Erwünschten“ und den „Unerwünschten“. Die Freiheit im Kapitalismus kommt schnell an Grenzen – im wahrsten Sinne des Wortes – und zwar dort wo man nicht die gültigen Papiere hat.

„Man hat Arbeitskräfte gerufen, und es kommen Menschen“, schrieb Max Frisch und entblößt den Kapitalismus, welcher den Menschen bloß als Ware verwerten kann. Dabei spielen Grenzen und die Kriminalisierung von unerwünschten Migranten, eine entscheidende Rolle in der Herrschaft von Staat und Kapital. Die Macht kann so die Arbeitskräfte regulieren und an den Markt und die Produktion anpassen. Auch kann sie den einzelnen Arbeiter erpressbarer machen, in dem sie eine Konkurrenzsituation schafft, in dem der Einzelne für noch weniger Lohn arbeitet.

Der „Illegale“ wird im Kapitalismus selbst zur Ware und die Kriminalisierung von „Unerwünschten“ ist ein präzises Projekt der Ausbeutung. Dabei geht es nicht nur darum, dass der „Illegale“ als Sündenbock für alles Elend und Krisen stilisiert wird und so eine grundlegende Kritik an Staat und Kapital verkehrt wird. Es bedeutet auch, dass das Systems prekäre Individuen braucht, um auch die „Legalen“ besser bedrohen zu können, dass ihre miserable Situation immer noch schlechter sein könnte. Die Mechanismen von Unterwerfung und Ausbeutung sind immer aggressiver an den Rändern der Gesellschaft, ob im Knast, vor den Toren Europas oder im Lager, wie am Findel.